GOTS-Medi-Fellowship 2011
Dr. med. Sandra Krüger
Das Fellowhip von der GOTS auf Initiative der Verbandsärzte Deutschlands e.V. unterstützt durch die Firma Medi, wurde ersmals in der Saison 2007/2008 ausgeschrieben. Es bietet jungen GOTS-Mitgliedern die Möglichkeit mit erfahrenen Mannschaftsärzten die praktische medizinische Betreuung im Hochleistungssport kennen zu lernen.
Der Kollege Dr. Hans-Peter Boschert aus dem Vorstand der Verbandsärzte steht für das Fellowship-Programm GOTS-medi-Wettkampfbetreuung zur Verfügung.
Nach erfolgreicher Bewerbung um die Fellowshipwoche bei der Turn-Europameisterschaft in Berlin vom 01. – 10.04.2011 stieg die Spannung, erstmals bei der Turnerelite hinter die Kullissen schauen zu können. Herr Dr. Boschert hat seit 1990 die Verbandsarzttätigkeit beim Deutschen Turnerbund übernommen, bis dahin war er selbst aktiver Kunssturner, bestritt zahlreiche Wettkämpfe in der 2. Bundesliga für Rottweil sowie in der 1. Bundesliga für Freiburg und erlangte dabei viele Meistertitel auf Landesebene. Er sorgte im Vorfeld unkompliziert für die nötigen Informationen. Am Montag dem 4. April ging es dann richtig los mit dem Podiumstraining der Frauen, am Dienstag dem der Männer. Nach der Akreditierung in der Max-Schmeling-Halle konnte ich Herrn Dr. Boschert ständig begleiten. Er machte mich mit den Turnern und anderen Delegationsmitgliedern bekannt. Es war sehr beeindruckend aus nächster Nähe eine derart schön anzusehende Körperkontrolle bei schwierigsten Bewegungsabläufen mit ansehen zu dürfen. Aber ich konnte auch teils miterleben welch hartes Training Voraussetzung dafür ist, welch Leben in Askese die Sportlerinnen und Sportler führen und wieviel sie wegstecken können müssen. Mittwoch und Donnerstag fanden die Qualifikationen der Frauen und Männer statt. Dabei fiel auf, welch mentalen Stress die Tuner unter Wettkampfbedingungen ausgesetzt sind und welche Folgen das haben kann. Einerseits gelingt unter dem Ansporn, jetzt die Bestleistung zeigen zu wollen, vieles besser, manches geht aber auch daneben, was dann um so ärgerlicher ist, wenn man seine Chancen vergeben sieht, wofür man vorher so hart trainiert hat. Ein negativer Aspekt des Sports ist die subjektive Bewertung, die sicher auch das eine oder andere Mal für Verärgerung sorgt. Das Ambiente der Max-Schmeling-Halle ist sehr ansprechend und das Publikum ist super, es hat für eine schöne Atmosphäre gesorgt.
Am Freitag fanden die Mehrkämpfe statt. Die deutsche Meisterin Elisabeth Seitz hat sich wenige Stunden vor dem Mehrkampf-Finale der Turn-Europameisterschaften in Berlin am kleinen Finger der linken Hand verletzt. Die 17-jährige Mannheimerin sürzte beim Training am Schwebebalken. Samstag und Sonntag blieben den Gerätfinals vorbehalten. Die Spannung hielt sich bis zum letzten Turner, der am Reck schlussendlich noch die Goldmedaille gewann.
Neben den fast üblichen Rücken, Muskel- und Gelenkschmerzen, unter denen die Turner leiden, gab es leider auch grössere Verletzungen, wie eine Mittelfussfraktur, fünf Kreuzbandrupturen und eine Fingerluxation während der Meisterschaft. Besonders traurig ist die Verletzung von Aliya Mustafina, nicht nur für die Turnerin selbst, sondern auch für die Finalveranstaltungen. Die 16-jährige Russin hätte die Titelkämpfe wohl dominiert, verdrehte sich beim Sprung im Mehrkampffinal aber das Knie. Herr Dr. Boschert konnte auch hier weiterhelfen, indem er die Verbindung zu Dr. Strobel, dem Kreuzbandspezialsten in Deutschland herstellte, der sie wohl noch diese Woche operieren wird.
Das Fellowship ist eine wichtige Erfahrung, die ich nicht so schnell vergessen werde. Ich wurde sehr freundlich von der Turnerdelegation aufgenommen, wofür ich mich an dieser Stelle nochmals herzlich bedanken möchte.
Ich kann allen jungen GOTS-Mitgliedern dieses praxisnahe Fellowship nur empfehlen. Für Rückfragen stehe ich jederzeit gerne zur Verfügung.